Transformationskompetenz

„Transformationskompetenz ist eine Reaktion auf eine individuelle Pertubation aufgrund einer Wandelsituation, die mit einer fallabhängigen Varianz nachweisbar ist. Der sich anschließende Prozess des Umgangs mit dieser Situation schafft möglicherweise eine Dispositionsanhäufung, welche durch ihren vergleichbaren Ursprung absehbar ähnliche Verhaltensweisen zeitigen kann. Aus der gezielten Schaffung eines Reflexionsraumes kann eine nachträgliche Durchdringung der erlebten Transformationsereignisse stattfinden. Dadurch entsteht ein Bewusstsein für die persönlichen Handlungen zur Gestaltung der neuen Situation und den ihnen zu Grunde liegenden Kompetenzen. Die reflexive Bewusstwerdung (Lernen) der eigenen Transformationserfahrung und -kompetenz fördert somit möglicherweise einen gezielteren Umgang mit zukünftigen Wandelsituationen."

Lettrari, Adriana, Christian Nestler, und Jane Porath. 2016. Wendekinder in der Berliner Republik und Europa. Transformationskompetenz – eine etymologische, transdisziplinäre Exploration. In Unsere Mütter, unsere Väter. Deutsche Generationen seit 1945, Hrsg. Volker Benkert. Frankfurt am Main/New York: Campus Verlag

 

Weiterführende Literatur:

Schulze, Mandy. 2015. Transformationserfahrung – Anlass zur Kompetenzentwicklung der Dritten Generation? Eine Annäherung an generationales Lernen im Lebensverlauf. In 25 Jahre Deutsche Einheit. Facetten einer unvollendeten Integration, Hrsg. Ulrich Busch und Michael  Thomas. Berlin: trafo Wissenschaftsverlag.

 

 


Sammelband "Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes"

BUCHPREMIERE

Adriana Lettrari . Christian Nestler . Nadja Troi-Boeck (Hrsg.)
„Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes“
Springer VS-Verlag
Link zum Kauf des Buches finden Sie HIER
Den Produktflyer finden Sie HIER

10. September 2015 um 10 Uhr

In Anwesenheit der Bundesministerin Manuela Schwesig
Hertie School of Governance . Friedrichstraße 180 . 10117 Berlin
Youtoube Link des Livestreams finden Sie  HIER

Pressemitteilung_Buchpremiere

Buch-CoverAls sich im Jahr 2009/10 die Ereignisse der Friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung zum 20. Mal jährten, gab es in der medialen Vermittlung eine gewisse Diskrepanz. Auf den Podien und in den Beiträgen reflektierten nicht selten inzwischen betagte westdeutsche Herren die Vergangenheit und den Stand der Einheit, verstanden als einen Annäherungsprozess des Ostens an den Westen. Die nachwachsende Generation der Wendekinder schwieg und wurde nicht nur in Presse, Funk und Fernsehen als sehr homogene und wenn überhaupt auffällig, eher negativ konnotierte Gruppe wahrgenommen. Die über 2 Millionen Menschen umfassende Gruppe ist in der DDR geboren aber in beiden politischen Systemen aufgewachsen und sozialisiert worden. Seit 2011 stehen die Wendekinder, welche sich in Teilen selbst mit dem politischen Kunstbegriff Dritte Generation Ostdeutschland bezeichnen, zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit sowie der Medien, weil sie eine Position beanspruchen, die der Zuschreibung diametral entgegen läuft. Diese Positionierung leitet sich aus der Tatsache ab, dass sie 25 Jahre nach der Deutschen Einheit Plätze in der Funktionselite, etwa in Landtagen und im Bundestag, eingenommen haben.
Mit dem vorliegenden Band liegt nun eine, die bisherigen wissenschaftlichen Ansätze bündelnde und weiterentwickelnde, transdisziplinäre Betrachtung des Phänomens vor. Dabei wird das Forschungsfeld in den Dimensionen Diskurs, Typen und Positionierung(en) kartiert. Im zweiten Moment ist durch die Bildung eines Analyserasters, dem Rostocker-Generationen-Modell, eine Betrachtung der Frage nach dem „Zusammenwachsen“ der beiden deutschen Staaten gelungen. Die Vielfalt der Beiträge verdeutlicht im Ergebnis eine initiale Erkenntnis: Es handelt sich bei den Wendekindern um eine hochgradig diverse Generation, welcher jedoch aufgrund ihrer doppelten Sozialisation eine ausgleichende triangulierende Vermittlerposition zukommt. Diese könnte sie unter Einbeziehung aller seit 1989/90 durch Transformation geprägter Wendekinder in ihrem zukünftigen Wirken zu einer Schlüsselgeneration Europas avancieren lassen.

Die Gliederung finden Sie hier: Inhaltsverzeichnis

Anliegen:

Der öffentliche Diskurs zu den Wendekindern wurde seit der Initiierung des Netzwerkes 3te Generation Ostdeutschland durch  autobiographische Stimmen von Wendekindern geprägt. So unter anderem durch das 2012 erschienene Buch "Dritte Generation Ost. Wer wir sind, was wir wollen". Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Forschungsfeld ist bisher weitestgehend eine Leerstelle.

Auf Grundlage der Beschäftigung in einer Gruppe von Nachwuchswissenschaftler_innen, in den letzten zwei Jahren, ist, mit der Wissenschaftskonferenz im Frühjahr 2015 in Berlin, eine gezielte interdisziplinäre Beschäftigung mit den Wendekindern möglich.

Adriana Lettrari (Uni Bremen), Christian Nestler (Uni Rostock) und Nadja Troi-Boeck (Uni Zürich) geben daher im Herbst 2015 einen wissenschaftlichen Sammelband mit dem Titel "Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Vorschungsfeldes" heraus. Sie sind Teil einer Forschungsgruppe zu Wendekindern, der zudem Martin Koschkar (Uni Rostock) angehört.

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PROGRAMM

10:00 Uhr Begrüßung Leiter Berliner Büro Gemeinnützige Hertie Stiftung Michael Knoll

10:05 Uhr Grußwort Bundesministerin Manuela Schwesig „Mit den Wendekindern ist zu rechnen“

10:15 Uhr Podium „Wendekinder in der Funktionselite“

Manuela Schwesig (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Roland Jahn (Leiter der Stasiunterlagenbehörde BStU)
Adriana Lettrari (Herausgeberin Sammelband „Die Generation der Wendekinder“)
Christian Nestler (Herausgeberin Sammelband „Die Generation der Wendekinder“)
Claus Weibrecht (Gründer und Inhaber IronShark) - tbc
Moderation: Michael Knoll (Leiter Berliner Büro Gemeinnützige Hertie Stiftung)

11:00 Uhr Input Christian Nestler bis „Werkzeugkasten der Elaboration und Kartierung des Forschungsfeldes – Ein Überblick"

11:15 Uhr Offenes Podium für Fragen an die Autorinnen und Autoren des Buches

Ansgar Düben (nexus Institut)
Adriana Lettrari (Universität Bremen)
Stefan Meißner (Universität Potsdam)
Christian Nestler (Universität Rostock)
Elisabeth Sitte-Zöllner (Universität Wien)
René Sternberg (Hirschtec Infoarchitects)
Christine von Blanckenburg (nexus Institut)

12:00 Uhr Ausklang


Wissenschaftskonferenz 2015

Titel: Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes

Ort: Hertie School of Governance, Berlin

Datum: 26./27. Februar 2015

Projektteam: Adriana Lettrari / Christian Nestler / Nadja Troi-Boeck

Anliegen:

Das Ende der deutschen Teilung wird 2014 und 2015 im Zuge des 25jährigen Jubiläums des Mauerfalls und der Wiedervereinigung erneut in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Bilanzen und Diskussionen um Ost und West aus verschiedenen Perspektiven gehen damit einher.

Die Generationenfrage und die Entwicklung der Wendekinder ist dabei ein Teil der Debatte. Auch 25 Jahre nach dem Ende der DDR ist diese „Generation der Wendekinder“ – eine Generation, die den Mauerfall in Kinder- und Jugendzeit erlebt hat und deren Lebenswegentscheidungen von der Transformation geprägt wurden – aus wissenschaftlicher Perspektive in unterschiedlichen Disziplinen betrachtet worden, aber eine ganzheitliche Analyse ist bisher nicht versucht worden. Die geplante Konferenz möchte über die gemeinsame Diskussion und einen geplanten Sammelband (Herausgegeben durch Adriana Lettrari/Christian Nestler/Nadja Troi-Boeck beim Springer VS-Verlag) diese Forschungslücke interdisziplinär füllen.

Seit dem ersten CfP (Fristende Januar 2014) wurde die Herangehensweise (personell und inhaltlich) konkretisiert. Im Rahmen der Konferenz „Regionale politische Kultur im Vergleich“ an der Universität Rostock am 30./31. Mai 2014, des Vortrages von Adriana Lettrari „Die Frage der Generationen im vereinten Deutschland“ und des Nachwuchswissenschaftler-Kickoff-Workshops ist eine Forschungsgruppe entstanden. Diese besteht aus Martin Koschkar, Adriana Lettrari, Christian Nestler und Nadja Troi-Boeck.

Struktur:

Panel I bis III: Das Wendekind, die Wendekinder als:

    • Individuum: Biographische Einzelfallbetrachtungen, welche individuelle Persönlichkeitsprägungen durch die Erfahrung 1989/Transformation einfangen. Ziel könnte es sein Typologien zu entwerfen jenseits sozioökonomischer Klassifizierungen.
    • gesellschaftliche Gruppe: Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Generationseinheit nach Karl Mannheim. Inwieweit kann die Diversität innerhalb der Gruppe fassbar gemacht werden? Ziel kann es sein die vorhandenen Daten entlang von sozioökonomischen Kennziffern zur Generation zusammenzutragen (quanti. und oder quali.) oder zu erweitern.
    • Objekt: Die Generation im einzelnen oder im ganzen als Gegenstand in bildnerischen/musischen/cineografischen/theatralischen/literarisch Darstellungen.

Das  Tagungsprogramm finden Sie hier.

 

 

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KOSMOS OST - Magazin- und Onlineplattform

Nun feiert Deutschland »25 Jahre Mauerfall« und Marie Scheffzük aus Weimar fragte sich Anfang des Jahres in ihrer Bachelorarbeit im Fach Kommunikationsdesign an der HTWG Konstanz »Ist die Mauer wirklich verschwunden?«. Diese Frage nutzte sie als Ausgangspunkt für ihre Arbeit, denn sie glaubt, dass eine »Mauer in den Köpfen«, hervorgerufen von Klischees und Vorurteilen, noch nicht verschwunden ist. Ziel ihrer Arbeit ist es von der gesellschaftlichen Trennung zwischen Ost und West zu befreien und neue Räume zum Nachdenken und Diskutieren zu schaffen.

Sie war drei Jahre alt, als die Mauer fiel. 25 Jahre nach dem Mauerfall hat sie ein Konzept für eine Zeitschrift und eine Online-Plattform entworfen, das sich den Themen Mauerfall, Wiedervereinigung, dem Leben in der DDR, der Gegenwart und in der Zukunft Deutschlands so sensibel wie klug widmet. Einen passenden Namen trägt das Ganze auch: »Kosmos Ost – Magazin für ganz Deutschland« ergänzt um die Online-Plattform »Kosmos Ost – Der Debattierklub«.

Im »Magazin für ganz Deutschland« will sie mit Portraits, Reportagen, Kurzgeschichten und Fotoessays Einblicke in den Facettenreichtum Ostdeutschlands und neue Anstöße zum Nachdenken geben. Ergänzt werden diese durch Debatten, Kommentare, Kolumnen und Gespräche für ganz Deutschland. All das reicht ihr aber noch nicht, um die »Mauer in den Köpfen« wirklich verschwinden zu lassen: Die Meinung jedes Einzelnen ist ihr besonders wichtig und nicht nur die Redaktion soll die Inhalte für das Magazin produzieren. Aus diesem Grund wird das Magazin um die Online-Plattform »Der Debattierklub« ergänzt. Diese soll zum Spielraum für alle Leser des Magazins werden.

Hier können sie Beiträge posten, kommentieren oder in das Print-Magazin wählen und gestalten so jede Ausgabe selbst mit.
Marie Scheffzük gelingt es so die Thematik neu aufleben zu lassen, Humorvolles und Ernstes zu mischen. Von der Banane, ohne die es natürlich nicht geht, bis zur Montagspredigt, von der Fotostrecke bis zur aktuellen politischen Reflexion. Dabei verharrt das Magazin nicht im Vergangenen, wie so viele Ostalgie-Produkte, sondern es blickt vielmehr ganz bewusst nach vorn, um neue Diskussionen über Ost- und Westdeutschland zu entfachen.

Für ihre Arbeit erhielt sie im Juli 2014 den »Konstanzer Designpreis« und ist nun auf der Suche nach einem Verlag, der die Umsetzung ihres Konzepts unterstützt. Wir würden uns freuen, vielleicht bald eine Ausgabe des »Kosmos Ost« in den Händen halten zu können. Mehr über ihre Arbeit erfahrt ihr auf ihrer Homepage: www.mariescheffzuek.de

 

 

Fotos: kosmos ost


Alle Jahre wieder... Bericht zum Stand der Deutschen Einheit 2014

Wir brauchen einen unverkrampften Umgang miteinander, wie ihn die junge Generation so erfreulich vorlebt. Die Möglichkeiten, sich der gemeinsamen Leistungen in Ost und West bewusst zu werden, sind vielfältig. Im täglichen Umgang miteinander sollte dies eine besondere Rolle spielen. Der Weg zur inneren Einheit kann nur über gegenseitigen Respekt und Anerkennung beschritten werden. (S. 15, Jahresbericht DE 2014)

Jährlich veröffentlicht die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer den Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit. Der aktuelle Bericht für das Jahr 2014 steht seit kurzem hier zum Download bereit: http://www.beauftragte-neue-laender.de

Nach einer Analyse von Entwicklungsfeldern wie der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der neuen Ländern, Infrastruktur und soziale Einheit, werden in dem Bericht wichtige Handlungsfelder beschrieben um die "Einheit" weiter voranzubringen. Aber seht selbst...

 


Modell zur "Vermessung" von Generationen - Paper der Forschungsgruppe "Generation 21"

In der neuen Ausgabe von AGOSaktuell ist heute, am 2.10.2014, ein Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über die Generation der Wendekinder erschienen:

Martin Koschkar/Adriana Lettrari/Christian Nestler: Rostocker Modell zur "Vermessung" von Generationen, in: AGOSaktuell, Nr. 9, 3(2014), S. 7-8.

Das Paper findet sich auf der Seite von AGOSaktuell in der Ausgabe Nr. 9, Oktober 2014

Der Beitrag ist im Rahmen der Arbeit der Forschungsgruppe "Generation 21" (FOG21) entstanden, die mit dem Netzwerk "3te Generation Ostdeutschland" assoziiert ist.


Wissenschaftlicher Sammelband - Vorankündigung

Wir können froh verkünden: Eine wissenschaftliche Veröffentlichung durch Akteure der Netzwerkkoordination des Netzwerks 3te Generation Ost steht bevor! Im Herbst 2015 geben Adriana Lettrari, Christian Nestler und Nadja Troi-Boeck den ersten wissenschaftlichen Sammelband zu Wendekindern heraus. Titel: "Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes". Er wird den öffentlichen Diskurs um die Wendekinder durch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema ergänzen. 

Mehr Informationen


Sammelband "Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes"

Buch-Cover

Anliegen:

Der öffentliche Diskurs zu den Wendekindern wurde seit der Initiierung des Netzwerkes 3te Generation Ostdeutschland durch  autobiographische Stimmen von Wendekindern geprägt. So unter anderem durch das 2012 erschienene Buch "Dritte Generation Ost. Wer wir sind, was wir wollen". Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Forschungsfeld ist bisher weitestgehend eine Leerstelle.

Auf Grundlage der Beschäftigung in einer Gruppe von Nachwuchswissenschaftler_innen, in den letzten zwei Jahren, ist, mit der Wissenschaftskonferenz im Frühjahr 2015 in Berlin, eine gezielte interdisziplinäre Beschäftigung mit den Wendekindern möglich.

Adriana Lettrari (Uni Bremen), Christian Nestler (Uni Rostock) und Nadja Troi-Boeck (Uni Zürich) geben daher im Herbst 2015 einen wissenschaftlichen Sammelband mit dem Titel "Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Vorschungsfeldes" heraus. Sie sind Teil einer Forschungsgruppe zu Wendekindern, der zudem Martin Koschkar (Uni Rostock) angehört.

 

Eine Veröffentlichtung wird am 10. September 2015 realisiert:

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Adriana Lettrari . Christian Nestler . Nadja Troi-Boeck (Hrsg.)
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10. September 2015 um 10 Uhr
In Anwesenheit der Bundesministerin Manuela Schwesig
Hertie School of Governance . Friedrichstraße 180 . 10117 Berlin
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Livestream zur Veranstaltung:  Periscope (http://periscope.tv) als Client herunterladen und nach"Leipzig Live TV" als Kanal suchen

Als sich im Jahr 2009/10 die Ereignisse der Friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung zum 20. Mal jährten, gab es in der medialen Vermittlung eine gewisse Diskrepanz. Auf den Podien und in den Beiträgen reflektierten nicht selten inzwischen betagte westdeutsche Herren die Vergangenheit und den Stand der Einheit, verstanden als einen Annäherungsprozess des Ostens an den Westen. Die nachwachsende Generation der Wendekinder schwieg und wurde nicht nur in Presse, Funk und Fernsehen als sehr homogene und wenn überhaupt auffällig, eher negativ konnotierte Gruppe wahrgenommen. Die über 2 Millionen Menschen umfassende Gruppe ist in der DDR geboren aber in beiden politischen Systemen aufgewachsen und sozialisiert worden. Seit 2011 stehen die Wendekinder, welche sich in Teilen selbst mit dem politischen Kunstbegriff Dritte Generation Ostdeutschland bezeichnen, zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit sowie der Medien, weil sie eine Position beanspruchen, die der Zuschreibung diametral entgegen läuft. Diese Positionierung leitet sich aus der Tatsache ab, dass sie 25 Jahre nach der Deutschen Einheit Plätze in der Funktionselite, etwa in Landtagen und im Bundestag, eingenommen haben.
Mit dem vorliegenden Band liegt nun eine, die bisherigen wissenschaftlichen Ansätze bündelnde und weiterentwickelnde, transdisziplinäre Betrachtung des Phänomens vor. Dabei wird das Forschungsfeld in den Dimensionen Diskurs, Typen und Positionierung(en) kartiert. Im zweiten Moment ist durch die Bildung eines Analyserasters, dem Rostocker-Generationen-Modell, eine Betrachtung der Frage nach dem „Zusammenwachsen“ der beiden deutschen Staaten gelungen. Die Vielfalt der Beiträge verdeutlicht im Ergebnis eine initiale Erkenntnis: Es handelt sich bei den Wendekindern um eine hochgradig diverse Generation, welcher jedoch aufgrund ihrer doppelten Sozialisation eine ausgleichende triangulierende Vermittlerposition zukommt. Diese könnte sie unter Einbeziehung aller seit 1989/90 durch Transformation geprägter Wendekinder in ihrem zukünftigen Wirken zu einer Schlüsselgeneration Europas avancieren lassen.

Die Gliederung finden Sie hier: Inhaltsverzeichnis

PROGRAMM

10:00 Uhr Begrüßung Leiter Berliner Büro Gemeinnützige Hertie Stiftung Michael Knoll

10:05 Uhr Grußwort Bundesministerin Manuela Schwesig „Mit den Wendekindern ist zu rechnen“

10:15 Uhr Podium  „Wendekinder in der Funktionselite“

Manuela Schwesig (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Roland Jahn (Leiter der Stasiunterlagenbehörde BStU)
Adriana Lettrari (Herausgeberin Sammelband „Die Generation der Wendekinder“)
Christian Nestler (Herausgeberin Sammelband „Die Generation der Wendekinder“)
Claus Weibrecht (Gründer und Inhaber IronShark) - tbc
Moderation: Michael Knoll (Leiter Berliner Büro Gemeinnützige Hertie Stiftung)

11:00 Uhr Input Christian Nestler bis „Werkzeugkasten der Elaboration und Kartierung des Forschungsfeldes– Ein Überblick"

11:15 Uhr Offenes Podium für Fragen an die Autorinnen und Autoren des Buches

Ansgar Düben (nexus Institut)
Adriana Lettrari (Universität Bremen)
Stefan Meißner (Universität Potsdam)
Christian Nestler (Universität Rostock)
Elisabeth Sitte-Zöllner (Universität Wien)
René Sternberg (Hirschtec Infoarchitects)
Christine von Blanckenburg (nexus Institut)

12:00 Uhr Ausklang

 

 


FOTO: Martin Koschkar 2014

Wendekinder in ostdeutschen Landtagen

Projektteam: Martin Koschkar / Adriana Lettrari / Christian Nestler

Zeitraum der Durchführung: Mai bis Juli 2014

Motivation und Ausgangspunkt:

"Im Zuge der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wurde 2009 die Frage der Wendegeneration verstärkt thematisiert. Der Gedanke einer „Dritten Generation Ost­deutsch­land“ wurde seither aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Über einen autobio­gra­­phischen Sammelband meldeten sich Vertreter der Generation 2012 zu Wort. Ob die Wendekinder dabei insgesamt eine „politische Generation“ darstellen, wurde bis jetzt jedoch noch kaum erörtert bzw. erforscht. Auf Basis der rudimentären Generationendefinition lässt sich erkennen, dass im Zusammenhang mit einer eventuellen „dritten Generation Ostdeutsch­land“ in einem geringem Maß von einer „Generationseinheit“ ausgegangen werden kann. Die Eigenschaften der Generation, die auf Umbruchserfahrungen im Kinder- und Jugendalter beruhen, scheinen sich im Zuge der Transformation unterschiedlich entwickelt zu haben. Das Phänomen ähnelt den Beobachtungen David Pollocks und Ruth Van Reken im Bezug auf die „Third Culture Kids“. Die Autoren beobachten eine Varianz in der Persönlichkeitsausprägung bei Diplomatenkindern gegenüber monokulturell Aufgewachsenen.

Das durchgeführte Forschungsprojekt leistet vor diesem Hintergrund einen Beitrag zum bes­seren Verständnis der Generation und den Erfahrungen der Transformation. Hierzu wurden bündnis­grüne Abgeordnete der Dritten Generation Ostdeutschland (Kohorte 1975-1985) aus ostdeutschen Landtagen zum Generationsbegriff, ihren Erfahrungen und etwaigen ausgepräg­ten Kompetenzen im Zuge der Transformation befragt:

    • Wie sehen sie die Generation der Wendekinder?
    • Wie waren ihre biografischen Umbruchserfahrungen und welchen Einfluss hatten sie auf den späteren Werdegang hin zur/m Landesparlamentarier/in?

Im Ergebnis wurde erwartet, dass die Aussagen die Definition bzw. Konzepte zur Generation und der Transformationskompetenz (s.u.) erweitern und belastbarer machen. Darüber hinaus wird es möglich sein die Generation in der Gruppe der ostdeutschen, subnationalen Parla­mentarier zu verorten. Letzten Endes werden die Ergebnisse Anknüpfungspunkte für zukünftige Fragen der Wahl-, Parteien-, Parlaments-, Regierungs- und Politischen Kultur­forschung geben können." (Auszug Abschlussbericht)

Wendekinder in den ostdeutschen Landtagen (ohne Berlin) als Landtagsabgeordnete sind derzeit über 130.

Daher hier etwas prominenter Beispiele von Wendekindern in Regierungen (Bund und ostdeutsche Landtage ohne Berlin):

- Manuela Schwesig (SPD, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
- Benjamin-Immanuel Hoff (Die LINKE, Chef der Staatskanzleich und Minister für Kultur, Bundes- und    Europaangelegenheiten in Thüringen)
- Anja Siegesmund (Bündnis 90/Die Grünen, Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz in Thüringen)
- Mathias Brodkorb (SPD; Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in MV)
- Diana Golze (Die LINKE, Arbeits und Sozialministerin in Brandenburg)
- Sebastian Gemkow (CDU, Staatsminister der Justiz in Sachsen)
- Martin Dulig (SPD, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Sachsen)

Koschkar, Martin, Adriana Lettrari und Christian Nestler. 2016. "Grüne Wendekinder" in ostdeutschen Landtagen. In Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes, Adriana Lettrari, Christian Nestler und Nadja Troi-Boeck. X-Y. Wiesbaden: Springer VS.

Projektpartner: Heinrich-Böll-Stiftung und Wendekind gUG


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Mecklenburg-Vorpommern als "Laboratorium"

Wissenschaftler Martin Koschkar über Chancen der Wendekindgeneration

- Von Martin Koschkar -

Im Herbst 2014 wird das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls begangen. Jedes Jubiläum lädt dazu ein, zurückzuschauen, aber auch zukünftige Aufgaben zu skizzieren. In 25 Jahren hat sich in den neuen Bundesländern viel verändert. Ein Prozess mit Licht und Schatten und Mecklenburg-Vorpommern stellt keine Ausnahme dar. Die Härten der Transformation waren im Nordosten Deutschlands erheblich spürbar: Wirtschaftlicher Umbau, Arbeitslosigkeit und Abwanderung prägen nicht nur die Außenwahrnehmung MVs. Gleichzeitig erstrahlen Hansestädte in neuem Glanz und sind mit einer Küstenautobahn verbunden, das Land ist erfolgreiche Tourismusdestination und Gesundheitswirtschaft und Erneuerbare Energien haben sich zu Zukunftsfeldern entwickelt. Das „Land am Rand“ bietet Chancen für neue Wege und nicht jeder negative Aspekt beruht auf der oft zitierten tradierten Rückständigkeit der Mecklenburger und Vorpommern. Im Sinne eines „Laboratoriums“ bietet Mecklenburg-Vorpommern die Möglichkeit Folgen und Entwicklungen der Transformation und Prozesse wie Binnenmigration und demografischen Wandel zu verstehen, und aus ihnen zu lernen.

Dies betrifft auch die so genannte „Dritte Generation Ost“, die seit 2009 in verschiedenen Initiativen auf sich aufmerksam gemacht hat. Sie wird seither vielfältig diskutiert, eine erste selbstbesetzte Bezeichnung verortete die Generation in den Jahrgängen 1975 bis 1985 in der DDR Geborener. Das betrifft etwa 2,4 Millionen Menschen.
Diese nicht-wissenschaftliche Eingrenzung tangiert auch mich: Als gebürtiger Mecklenburger des Jahrgangs 1982 bin ich im Sommer 2012 auf die „Dritte Generation Ost“ aufmerksam geworden. Als Politikwissenschaftler arbeite ich seither in verschiedenen Projekten, um die Rolle der Generation im Deutschland des 21. Jahrhunderts besser zu verstehen. Die Entwicklung meines Heimatbundeslandes Mecklenburg-Vorpommern liegt mir dabei besonders am Herzen. Trotz vieler Probleme sehe ich hier auch klare Chancen – MV als „Laboratorium“: Die Generation der Wendekinder kann und muss hier einen aktiven Beitrag leisten.

Die „Dritte Generation Ost“ ist dabei keine festgefügte Gruppierung für die jemand in Allgemeingültigkeit sprechen kann, sondern eher ein Gedanke oder eine Vision, woraus jedoch aktives Handeln von Menschen entsteht. Unter dem Motto hat sich ein Netzwerk – Die „3te Generation Ost“ – etabliert, das Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenführt. Alle eint die Umbruchserfahrung von 1989/90 und der folgende Transformationsprozess. Im Rahmen des Netzwerkes hat sich eine kleine Untergruppe von Geistes- und Sozialwissenschaftlern gebildet, die gezielt an der Erforschung der Generationenfrage arbeitet. Hier möchte auch ich meinen Beitrag leisten. Ich sehe dabei drei zentrale Punkte: Die Eigenschaften der Wendekinder, die Rolle der Generation im politischen System und die Debatte um unsere Beitrag im Deutschland des 21. Jahrhunderts.

Die Eigenschaften von Wendekindern werden seit dem Generationentreffen 2013 in Berlin unter dem Stichwort „Transformationskompetenz“ diskutiert und erforscht: Haben Menschen mit einer doppelten Sozialisation – d.h. Kinder- und Jugendzeit sowohl in DDR als auch BRD – durch die Erfahrung der Transformation bestimmte Eigenschaften entwickelt, die sie sich auch heute nutzbar machen können? Kompetenzen zur Bewältigung von Transformationsprozessen, also der Umgang mit Wechsel und Wandel wären denkbar. In Berlin wurden mit einem Augenzwinkern Begriffe diskutiert wie „Phönix-Kompetenz“ – nach dem mythischen Vogel, der verbrennt, um aus seiner Asche wieder neu zu erstehen – oder auch „MacGyver-Kompetenz“ – mit Blick auf den kreativen Umgang, mit einfachsten Möglichkeiten Situationen zu meistern. Dies ist auch ohne Augenzwinkern eine spannende Frage: Solche Erfahrungen können für Menschen in anderen Ländern interessant sein, die Transformationsprozesse durchlaufen. Wir versuchen momentan diese Eigenschaften besser zu verstehen und wissenschaftlich zu erschließen. In einem Projekt werden an der Fallgruppe ostdeutscher Landtagsabgeordneter erste Hypothesen untersucht. Die Ergebnisse können im Herbst der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Der zweite Punkt betrifft die Ausprägung der „Dritten Generation Ost“ allgemein. Auf Basis der ersten Ergebnisse gibt es die Bemühung, die Forschungsfragen auf weitere Personenkreise auszuweiten und so die Verortung im politischen System der BRD besser zu verstehen. Die Betrachtung von Ehrenamt und Zivilgesellschaft sind hier ebenso enthalten wie die Analyse von Abgeordneten, Regierungs- und Verwaltungsmitarbeitern. Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Wahlforschung: Wählen Wendekinder anders? Am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich mit Blick auf die letzten 25 Jahre, dass zunächst eine große Abwanderung der entsprechenden Alterskohorte attestiert werden muss. In der zunehmend überalterten Mitgliederstruktur der Parteien nehmen die Wendekinder eine Minderheitenposition ein. Das Wahlverhalten ist ambivalent – im städtischen Bereich profitieren insbesondere Bündnis 90 / Die Grünen von Wählerinnen und Wählern der Altersgruppe, im ländlichen Vorpommern hat die NPD einen überdurchschnittlichen Zulauf. Auch hieraus ergeben sich weitere Untersuchungsfragen, von denen auch Maßnahmen der politischen Bildung, der Präventions- und Aufklärungsarbeit profitieren können. Fakt ist, dass die Altersgruppe für öffentliche Positionen an Bedeutung gewinnt. Dies war bereits in Ansätzen bei der Kommunalwahl 2014 erkennbar. In der ehrenamtlichen Arbeit – politisch und zivilgesellschaftlich – zeichnet sich ein zunehmender Generationenwechsel ab. Wendekinder werden auf der Suche nach neuem Personal für ehrenamtliche Bürgermeister- oder Vereinsposten eine aktive Rolle spielen müssen.

Dies führt zum dritten Punkt: Der Debatte um den Beitrag einer „Dritten Generation Ost“ im Deutschland des 21. Jahrhunderts. Ich glaube, dass der Gedanke dieser Generation lebendig ist, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Viele der Wendekinder haben sich vielleicht über eine lange Zeit nicht mit ihrer Herkunft oder mit den Erlebnissen aus ihrer Kindheit und Jugend auseinandergesetzt. Etwa, weil sie damit zu tun hatten, ihren Platz in der neuen Gesellschaft zu finden. Heute fragen sie sich jedoch: Was hat der Transformationsprozess mit mir gemacht? Wie habe ich die Umbruchszeit oder die doppelte Sozialisation vor und nach 1989/90 erlebt, wie meine Eltern und Freunde? Im Regionalnetzwerk der „3ten Generation Ost MV“ spielt deshalb auch die Biografienarbeit eine zentrale Rolle. Beim regionalen Generationentreffen im Mai 2014 in Rostock gab es einen entsprechenden Workshop, auf den weitere Veranstaltungen folgen werden. Mit Blick auf die Vergangenheit wird dabei jedoch stets die zukünftige Entwicklung mitgedacht. Diese beiden Perspektiven schließen sich nicht aus, sondern sollten Grundlage unseres Handelns bleiben. Das Regionalnetzwerk kann hierbei Anlaufpunkt für alle Interessierten sein.

Die Verantwortung für die zukünftige Gestaltung unseres Bundeslandes sollte ein Maßstab für unseren Beitrag sein. Die Dagebliebenen der „Dritten Generation Ost“ in MV müssen sich mit den Abgewanderten, Zurückgekommenen und den Zugewanderten dieser Aufgabe bewusst sein und die aktuellen und zukünftigen Probleme gemeinsam angehen. Das „Laboratorium“ Mecklenburg-Vorpommern setzt dabei Kreativität, innovativen Aktivitäten und Projekten positive Rahmenbedingungen. Diese gilt es zu nutzen. Jede und Jeder kann sich einbringen.

hier findet ihr alle Beiträge der Reihe "alles-mv.de"

zur Website http://www.alles-mv.de/