Wissenschaftskonferenz 2015

Titel: Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes

Ort: Hertie School of Governance, Berlin

Datum: 26./27. Februar 2015

Projektteam: Adriana Lettrari / Christian Nestler / Nadja Troi-Boeck

Anliegen:

Das Ende der deutschen Teilung wird 2014 und 2015 im Zuge des 25jährigen Jubiläums des Mauerfalls und der Wiedervereinigung erneut in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Bilanzen und Diskussionen um Ost und West aus verschiedenen Perspektiven gehen damit einher.

Die Generationenfrage und die Entwicklung der Wendekinder ist dabei ein Teil der Debatte. Auch 25 Jahre nach dem Ende der DDR ist diese „Generation der Wendekinder“ – eine Generation, die den Mauerfall in Kinder- und Jugendzeit erlebt hat und deren Lebenswegentscheidungen von der Transformation geprägt wurden – aus wissenschaftlicher Perspektive in unterschiedlichen Disziplinen betrachtet worden, aber eine ganzheitliche Analyse ist bisher nicht versucht worden. Die geplante Konferenz möchte über die gemeinsame Diskussion und einen geplanten Sammelband (Herausgegeben durch Adriana Lettrari/Christian Nestler/Nadja Troi-Boeck beim Springer VS-Verlag) diese Forschungslücke interdisziplinär füllen.

Seit dem ersten CfP (Fristende Januar 2014) wurde die Herangehensweise (personell und inhaltlich) konkretisiert. Im Rahmen der Konferenz „Regionale politische Kultur im Vergleich“ an der Universität Rostock am 30./31. Mai 2014, des Vortrages von Adriana Lettrari „Die Frage der Generationen im vereinten Deutschland“ und des Nachwuchswissenschaftler-Kickoff-Workshops ist eine Forschungsgruppe entstanden. Diese besteht aus Martin Koschkar, Adriana Lettrari, Christian Nestler und Nadja Troi-Boeck.

Struktur:

Panel I bis III: Das Wendekind, die Wendekinder als:

    • Individuum: Biographische Einzelfallbetrachtungen, welche individuelle Persönlichkeitsprägungen durch die Erfahrung 1989/Transformation einfangen. Ziel könnte es sein Typologien zu entwerfen jenseits sozioökonomischer Klassifizierungen.
    • gesellschaftliche Gruppe: Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Generationseinheit nach Karl Mannheim. Inwieweit kann die Diversität innerhalb der Gruppe fassbar gemacht werden? Ziel kann es sein die vorhandenen Daten entlang von sozioökonomischen Kennziffern zur Generation zusammenzutragen (quanti. und oder quali.) oder zu erweitern.
    • Objekt: Die Generation im einzelnen oder im ganzen als Gegenstand in bildnerischen/musischen/cineografischen/theatralischen/literarisch Darstellungen.

Das  Tagungsprogramm finden Sie hier.

 

 

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Sammelband "Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes"

Buch-Cover

Anliegen:

Der öffentliche Diskurs zu den Wendekindern wurde seit der Initiierung des Netzwerkes 3te Generation Ostdeutschland durch  autobiographische Stimmen von Wendekindern geprägt. So unter anderem durch das 2012 erschienene Buch "Dritte Generation Ost. Wer wir sind, was wir wollen". Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Forschungsfeld ist bisher weitestgehend eine Leerstelle.

Auf Grundlage der Beschäftigung in einer Gruppe von Nachwuchswissenschaftler_innen, in den letzten zwei Jahren, ist, mit der Wissenschaftskonferenz im Frühjahr 2015 in Berlin, eine gezielte interdisziplinäre Beschäftigung mit den Wendekindern möglich.

Adriana Lettrari (Uni Bremen), Christian Nestler (Uni Rostock) und Nadja Troi-Boeck (Uni Zürich) geben daher im Herbst 2015 einen wissenschaftlichen Sammelband mit dem Titel "Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Vorschungsfeldes" heraus. Sie sind Teil einer Forschungsgruppe zu Wendekindern, der zudem Martin Koschkar (Uni Rostock) angehört.

 

Eine Veröffentlichtung wird am 10. September 2015 realisiert:

BUCHPREMIERE

Adriana Lettrari . Christian Nestler . Nadja Troi-Boeck (Hrsg.)
„Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes“
Springer VS-Verlag
Den Produktflyer finden Sie HIER

10. September 2015 um 10 Uhr
In Anwesenheit der Bundesministerin Manuela Schwesig
Hertie School of Governance . Friedrichstraße 180 . 10117 Berlin
Pressemitteilung_Buchpremiere
Livestream zur Veranstaltung:  Periscope (http://periscope.tv) als Client herunterladen und nach"Leipzig Live TV" als Kanal suchen

Als sich im Jahr 2009/10 die Ereignisse der Friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung zum 20. Mal jährten, gab es in der medialen Vermittlung eine gewisse Diskrepanz. Auf den Podien und in den Beiträgen reflektierten nicht selten inzwischen betagte westdeutsche Herren die Vergangenheit und den Stand der Einheit, verstanden als einen Annäherungsprozess des Ostens an den Westen. Die nachwachsende Generation der Wendekinder schwieg und wurde nicht nur in Presse, Funk und Fernsehen als sehr homogene und wenn überhaupt auffällig, eher negativ konnotierte Gruppe wahrgenommen. Die über 2 Millionen Menschen umfassende Gruppe ist in der DDR geboren aber in beiden politischen Systemen aufgewachsen und sozialisiert worden. Seit 2011 stehen die Wendekinder, welche sich in Teilen selbst mit dem politischen Kunstbegriff Dritte Generation Ostdeutschland bezeichnen, zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit sowie der Medien, weil sie eine Position beanspruchen, die der Zuschreibung diametral entgegen läuft. Diese Positionierung leitet sich aus der Tatsache ab, dass sie 25 Jahre nach der Deutschen Einheit Plätze in der Funktionselite, etwa in Landtagen und im Bundestag, eingenommen haben.
Mit dem vorliegenden Band liegt nun eine, die bisherigen wissenschaftlichen Ansätze bündelnde und weiterentwickelnde, transdisziplinäre Betrachtung des Phänomens vor. Dabei wird das Forschungsfeld in den Dimensionen Diskurs, Typen und Positionierung(en) kartiert. Im zweiten Moment ist durch die Bildung eines Analyserasters, dem Rostocker-Generationen-Modell, eine Betrachtung der Frage nach dem „Zusammenwachsen“ der beiden deutschen Staaten gelungen. Die Vielfalt der Beiträge verdeutlicht im Ergebnis eine initiale Erkenntnis: Es handelt sich bei den Wendekindern um eine hochgradig diverse Generation, welcher jedoch aufgrund ihrer doppelten Sozialisation eine ausgleichende triangulierende Vermittlerposition zukommt. Diese könnte sie unter Einbeziehung aller seit 1989/90 durch Transformation geprägter Wendekinder in ihrem zukünftigen Wirken zu einer Schlüsselgeneration Europas avancieren lassen.

Die Gliederung finden Sie hier: Inhaltsverzeichnis

PROGRAMM

10:00 Uhr Begrüßung Leiter Berliner Büro Gemeinnützige Hertie Stiftung Michael Knoll

10:05 Uhr Grußwort Bundesministerin Manuela Schwesig „Mit den Wendekindern ist zu rechnen“

10:15 Uhr Podium  „Wendekinder in der Funktionselite“

Manuela Schwesig (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Roland Jahn (Leiter der Stasiunterlagenbehörde BStU)
Adriana Lettrari (Herausgeberin Sammelband „Die Generation der Wendekinder“)
Christian Nestler (Herausgeberin Sammelband „Die Generation der Wendekinder“)
Claus Weibrecht (Gründer und Inhaber IronShark) - tbc
Moderation: Michael Knoll (Leiter Berliner Büro Gemeinnützige Hertie Stiftung)

11:00 Uhr Input Christian Nestler bis „Werkzeugkasten der Elaboration und Kartierung des Forschungsfeldes– Ein Überblick"

11:15 Uhr Offenes Podium für Fragen an die Autorinnen und Autoren des Buches

Ansgar Düben (nexus Institut)
Adriana Lettrari (Universität Bremen)
Stefan Meißner (Universität Potsdam)
Christian Nestler (Universität Rostock)
Elisabeth Sitte-Zöllner (Universität Wien)
René Sternberg (Hirschtec Infoarchitects)
Christine von Blanckenburg (nexus Institut)

12:00 Uhr Ausklang

 

 


FOTO: Martin Koschkar 2014

Wendekinder in ostdeutschen Landtagen

Projektteam: Martin Koschkar / Adriana Lettrari / Christian Nestler

Zeitraum der Durchführung: Mai bis Juli 2014

Motivation und Ausgangspunkt:

"Im Zuge der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wurde 2009 die Frage der Wendegeneration verstärkt thematisiert. Der Gedanke einer „Dritten Generation Ost­deutsch­land“ wurde seither aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Über einen autobio­gra­­phischen Sammelband meldeten sich Vertreter der Generation 2012 zu Wort. Ob die Wendekinder dabei insgesamt eine „politische Generation“ darstellen, wurde bis jetzt jedoch noch kaum erörtert bzw. erforscht. Auf Basis der rudimentären Generationendefinition lässt sich erkennen, dass im Zusammenhang mit einer eventuellen „dritten Generation Ostdeutsch­land“ in einem geringem Maß von einer „Generationseinheit“ ausgegangen werden kann. Die Eigenschaften der Generation, die auf Umbruchserfahrungen im Kinder- und Jugendalter beruhen, scheinen sich im Zuge der Transformation unterschiedlich entwickelt zu haben. Das Phänomen ähnelt den Beobachtungen David Pollocks und Ruth Van Reken im Bezug auf die „Third Culture Kids“. Die Autoren beobachten eine Varianz in der Persönlichkeitsausprägung bei Diplomatenkindern gegenüber monokulturell Aufgewachsenen.

Das durchgeführte Forschungsprojekt leistet vor diesem Hintergrund einen Beitrag zum bes­seren Verständnis der Generation und den Erfahrungen der Transformation. Hierzu wurden bündnis­grüne Abgeordnete der Dritten Generation Ostdeutschland (Kohorte 1975-1985) aus ostdeutschen Landtagen zum Generationsbegriff, ihren Erfahrungen und etwaigen ausgepräg­ten Kompetenzen im Zuge der Transformation befragt:

    • Wie sehen sie die Generation der Wendekinder?
    • Wie waren ihre biografischen Umbruchserfahrungen und welchen Einfluss hatten sie auf den späteren Werdegang hin zur/m Landesparlamentarier/in?

Im Ergebnis wurde erwartet, dass die Aussagen die Definition bzw. Konzepte zur Generation und der Transformationskompetenz (s.u.) erweitern und belastbarer machen. Darüber hinaus wird es möglich sein die Generation in der Gruppe der ostdeutschen, subnationalen Parla­mentarier zu verorten. Letzten Endes werden die Ergebnisse Anknüpfungspunkte für zukünftige Fragen der Wahl-, Parteien-, Parlaments-, Regierungs- und Politischen Kultur­forschung geben können." (Auszug Abschlussbericht)

Wendekinder in den ostdeutschen Landtagen (ohne Berlin) als Landtagsabgeordnete sind derzeit über 130.

Daher hier etwas prominenter Beispiele von Wendekindern in Regierungen (Bund und ostdeutsche Landtage ohne Berlin):

- Manuela Schwesig (SPD, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
- Benjamin-Immanuel Hoff (Die LINKE, Chef der Staatskanzleich und Minister für Kultur, Bundes- und    Europaangelegenheiten in Thüringen)
- Anja Siegesmund (Bündnis 90/Die Grünen, Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz in Thüringen)
- Mathias Brodkorb (SPD; Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in MV)
- Diana Golze (Die LINKE, Arbeits und Sozialministerin in Brandenburg)
- Sebastian Gemkow (CDU, Staatsminister der Justiz in Sachsen)
- Martin Dulig (SPD, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Sachsen)

Koschkar, Martin, Adriana Lettrari und Christian Nestler. 2016. "Grüne Wendekinder" in ostdeutschen Landtagen. In Die Generation der Wendekinder - Elaboration eines Forschungsfeldes, Adriana Lettrari, Christian Nestler und Nadja Troi-Boeck. X-Y. Wiesbaden: Springer VS.

Projektpartner: Heinrich-Böll-Stiftung und Wendekind gUG


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