Forschungsprojekt

Volkseigener Rassismus

Rassismus ist ein Problem in Deutschland. Wir haben uns dem Problem Rassismus im Osten genähert.
VER, Volkseigener Rassismus, dieser Titel mag provozierend klingen. Aber wie war das in der DDR? Wie ist es heute in den neuen Bundesländern? Gab es damals kaum Rassismus? Hat er sich erst nach der Wiedervereinigung Bahn gebrochen? Nach unseren ersten Forschungsergebnissen war klar: Die DDR imaginierte sich als homogene und weiße Nation – aber sie war eine heterogene Gesellschaft. Wenn Ausländer als „Gäste“ gesehen oder Vertragsarbeiter geworben werden, ohne jede Absicht, sie zu integrieren, dann ist „volkseigen“ – im Sinne von „zum Staat gehörend“ – das treffende Synonym. Die DDR war nicht rassistisch und doch gab es latenten und manifesten, individuellen und strukturellen Rassismus. Es ist an der Zeit, sich dieser Herausforderung zu stellen. Denn Gleichgültigkeit ist gefährlich. Geschichte ist nicht bequem. Und Rassismus ist nicht verhandelbar.

Rassismus im Osten lässt sich nicht ohne Rückblick auf die DDR-Vergangenheit darstellen: Jenem Land, in dem nach Kriegsende so getan wurde, als wären die üblen Menschen gegen die besseren ausgetauscht worden. In dem rassistische Aktionen heruntergespielt wurden, weil es nicht geben konnte, was es nicht geben durfte. In dem weltoffene Menschen einen hohen Preis bezahlten, der von privater Intoleranz bis zu staatlichem Misstrauen führte.

Der Forschungsansatz zum „Volkseigenen Rassismus“ ist weit entfernt davon, einen Generalverdacht zu formulieren. Im Gegenteil. Es gab und gibt sie, die humanistischen Haltungen und pazifistischen Überzeugungen. Einige Menschen überwanden ihre eigenen Hemmschwellen mehr, andere weniger – doch deutlich zeigt sich: Viel zu selten wurde und wird über Zivilcourage berichtet.

Überhaupt: Die Berichterstattungen. Rassismus beginnt oft mit Sprache. Mit Phrasen oder Bezeichnungen, die Menschen unerbittlich einer Kategorie zuordnen. Da wird die Sprache zur Kommunikationsfalle und ist nur noch einen Funken von der geistigen Brandstiftung entfernt. Verstummen wäre keine Antwort.

Wir müssen reden. Endlich. Deshalb haben wir viele Gespräche geführt. Und viele Fragen gestellt: Wie rassismusfrei waren die Eliten in der DDR? Was wussten die DDR-Bürger über die „Fremden”? Wie gut konnten sie sie kennenlernen? Welche Hürden gab es? Wie solidarisch war das Solidaritätskomitee? Wie war der Umgang mit Migrant*innen? Was haben sie selbst erlebt? Wie bewerten sie das? Was waren und sind die kleinen Missverständnisse im Alltag – was waren und sind die großen in der Gesellschaft?

Das Projekt erforscht, wodurch Erfahrungen mit Rassismus in Ostdeutschland gekennzeichnet sind. Wie war es vor der Wende? Und auch: Wie war es danach? Die Ostdeutschen hatten nach der Wende viele Verluste zu verkraften – aber reicht das als Erklärung? Oder ist es nur ein Erklärungsversuch, der die eigentliche Debatte um Jahre zurückwirft? Dabei geht es insbesondere um die politische und historische Dimension, aber eben auch um die biografische. Also darum:

  • Wie stellt sich die Entwicklung der postmigrantischen Gesellschaft aus ostdeutscher Perspektive dar?
  • Welche kollektiven bzw. strukturellen Rassismuserfahrungen prägen den Zeitverlauf im Osten?
  • Welche Identifikationsprozesse und Dynamiken sind bis heute entstanden?
  • Was sind die Merkmale ostdeutscher Rassismuserfahrungen?
  • Wie wird mit den Erfahrungen umgegangen?
  • Und: Welche Schlüsse lassen sich daraus über den Zustand der Demokratie ziehen?

Ziel der Forschung ist es, zu analysieren, ob es einen „für Ostdeutschland typischen Rassismus“ gibt und wenn ja: wie er entstand und was ihn ausmacht.

„Volkseigener Rassismus“ ist eine Bestandsaufnahme, die in die Wirklichkeit zoomt.

“Für Frieden und Völkerfreundschaft – Seid bereit – Ein Bildbericht über das Leben und die Arbeit in der Pionierrepublik “Ernst Thälmann” zu den III. Weltfestspielen der Jugend und Studenten für den Frieden im August 1951″.
Der Titel zeigt mittig ein Porträt in Schwarz/Weiß von Ernst Thälmann, darunter stehen die Ernst Thälmann Pioniere.

In der Broschüre finden sich Berichte über die Weltfestspiele 1951 und die Aufgaben der Ernst Thälmann-Pioniere für dieses. Dokumentiert in Bunten und in Schwarz/Weiß Fotos.

Herausgeber: Verlag Junge Welt
Druck: Sächsische Zeitung, Dresden, 1952

Quelle: ddr-museum.de

 

 

 

* Aus dem Interview mit Almuth Berger

Interviews

In|ter|view

Bedeutung: gezielte Befragung von ausgewählten Personen zu publizistischen Zwecken

Vor jeder Weltanschauung kommt erst einmal die Menschanschauung. Niemand gehört in eine Schublade, bloß weil andere ihn dort hineinstecken. In elf Gesprächen mit unseren Interviewpartner*innen zeigte sich neben viel Übereinstimmung auch, dass Geschichte unterschiedlich bewältigt, die Gegenwart unterschiedlich erlebt und die Zukunft unterschiedlich interpretiert wird. Ja, sogar Rassismuserfahrungen und der Umgang damit sind different. Und weil Rassismuserfahrung sich nicht einfach verschlagworten lässt und weil jede Schublade klemmt, ist es wichtig, die vielfältigen Facetten darzustellen. Unsere Interviews mit von Rassismus Betroffenen und Engagierten aus der Zivilgesellschaft hellen da einiges auf. Hier ein paar kurze Auszüge:

„10 häufige Kommunikationsfallen“

Floskeln abrufen

Wie vorurteilsfrei bist Du wirklich?

Test Harvard University

Forschungsergebnisse

For|schungs|er|geb|nisse

Bedeutung: hinsichtlich einer Forschungsfrage oder in einem Forschungsprojekt erzieltes Resultat

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Informationen zu Rassismus in Ostdeutschland:

Glossare Begrifflichkeiten:

Erfahrungen

Chroniken und Monitore rassistischer Gewalttaten in Deutschland:

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